Mittwoch, 1. April 2015

...

Was ich zurückgelassen habe
Kochtöpfe / Löffel
das Bett / das Fahrrad
magst du alles behalten
doch gib acht /
wenn du an den Großkochtopf schlägst / innen
erklingt ein grausamer Laut
und außen / in der glänzenden Rundung
spiegelt sich verändert der Raum
schau ganz genau hin
wer steht neben dir / das Fahrrad
das im Keller steht
abends verstaubt / morgens gepflegt
wer nächtlich damit seine Runden dreht
weiß niemand / aber
steht im Bett schon lange
das Blut / eine ganze kaputte sinnlose
Generation / sich windet
in Lust / sich windet im Schmerz
wenn du damit Beschwerden hast
tränke die Matratze mit Lavendelöl
dich selber deck besser zu
mit einer Tuchent aus Arafedern / verängstigt
die Gespenster.

Donnerstag, 26. März 2015

...

Der Tag schafft dir an / Befehle
du gehst wo du nicht gehen kannst
du redest / redest im Zusammenhang

Der Abend steckt dich ins Internet
Skurrilitäten / Flugzeugabsturz
Paare die sich paaren
Der Tag schluckt dich hinunter / du rutschst
ins Bett

Morgen / Gesicht des Lippizaners
weiß und grau
rasiert sich / Duschtasse macht müde
Kleiderschrank übt Macht / knapp
Angst /
flutet die gewaschenen Achseln

Sonntag, 22. März 2015

...

Fernbusse gehen von dort / Secession
wo Marc Anton mit seinen Löwen fährt
ab in den Süden
Ab in den Süden mit dir
Aber das ist der Süden eines kleinen Landes
der Süden der stinkenden Wälder
der Süden der Überschwemmungen
kein Sommer bricht an in diesem Süden
kein Herbst quillt Farben des Lichts
in der engen Hütte zischt das Feuer
giftige Pilze treiben
aus dem Totholz der Wände
Laub der Pflanzen Fraß der Raupen
ehe es fällt
Hier bist du mit deinem Zorn am rechten Ort
hier wird dir kalt zu Mittag und kalt am Abend
hier hast du das Sonnensystem
deines Unglücks immer über dir
hier wachst du auf in der Nacht und weinst bis zum Tag
hier bricht die Telefonleitung ab
hier ist kein Empfang
hier brütest du reglos und nährst dich von Konserven
hier wartest du vergeblich.

Freitag, 20. März 2015

...

Schritte von oben
Knirschen im Plafond
Stühlerücken
Wenn ich im Bett lag / nachts
in den ersten Tagen
war es gut zu hören
daß noch wer da war / umherging
in diesem leeren Haus

Einschlafen / allein
war wie schlafen ohne Laken
in einem kalten Raum

Jetzt denk ich wieder daran
setze mich auf / horche
nach dem knirschenden Laut.

Donnerstag, 19. März 2015

...

...eingestöpselt
und raus...

Die Luft / heiß
im Gefrierschrank des Tages
die Sonne / brennt
wendet man

Die Bäume / daneben
legen Gehweg in Falten
Lichtschnur über der Straße
am Boden / schwarze Girlande
Lampen aus Schatten

Op. 147 / Bratschen-Sonate
begraben
uraufgeführt / Wohnzimmer
Moskauer Wohnung
tot

Wanzen / sich paaren
im Grus der Mauern
hängen zusammen / am Sims
wo es warm ist
entflammt
entspannt

In den Vorgärten / versackter Rasen
Inseln / Primeln und Veilchen
Schneeglöckchen / welke Kelche
häßliche Flecken

Im 3. Satz / Zitate
Mondschein-Sonate
Strang / linke Hand
Nabelschnur
mit dem Rückenmark einmal eingehört
Droge / Leben lang

Im Kleingarten-Park
"Villa Rabenschwarz"
davor ein alter Saab
tannengrün / zu schwach
sich erinnern

Plakat / Probierwochen
Long-Chicken

Schostakowitsch

Freitag, 13. März 2015

Freitag dreizehn (Das häßliche Kind)

Er hat ihr nicht die Finger gebrochen
Er hat ihr nicht die Knie gebrochen
Er hat ihr nicht den Hals gebrochen
Er hat ihr nicht das Herz gebrochen

Er hat sie nur angeherrscht
angeschrien
ein einziges Mal - eine Lappalie schien's
an einer Straßenecke - eine Rechthaberei
(es ging darum, welcher Weg der kürzere sei...)

Doch wie er sie dabei angesehen hat, das war schon anders...
Das war voll Abscheu
Das war voller Haß
Er wollte nicht mehr
und sie sah's

Sie hat später dazu nichts gesagt
Er dachte es wäre begraben
Doch hat sie es unterm Herzen getragen
lange
das häßliche Kind
und als es aus war mit ihm
als er ausgespielt hatte
als er draußen war auf der Straße
völlig verlassen
pitschnaß und flennend
hat sie ihn gerne
sich selbst überlassen.

Mittwoch, 11. März 2015

...

Schreiben ist das Leben in Zeitlupe, sagst du. Du wirst unweigerlich alles versäumen, bleibst hinter der neuen Erfahrung zurück. Das macht aber nichts. Das Kostbarste ist der erinnerte Augenblick. Erfunden oder nicht, hier sitzt das Gedicht.

(Rasselt die Zeitmaschine
Sand im Getriebe
warum du dich gemeldet hast
nach all den Jahren
ich fass es nicht
jetzt hast du mir alles vermasselt
kein Platz mehr für dich in keinem Gedicht
ich fasse es nicht
dein Haar ist schütter, dein Bart ist grau
du hast den Busen einer Frau
ich kenn dich nicht mehr
was ich von dir hatte
die Locke bei mir in der Lade
bedeutet mir mehr als dein fades Palaver
um Kind, Geld und Frau!)

Dienstag, 10. März 2015

...

In deinen Haaren
Geruch von Harz
Splitter von Nadeln
wo sie gefallen sind
in welches Gesicht
weißt du nicht mehr

Auf den Gesäßtaschen
moosgrüne Flecken
wo du gesessen bist
auf welchem Stein
auf welchem Brett
weißt du nicht mehr

Auf deinem Rücken
Gräser und Mücken
wo du geklebt hast
wo du dich gedreht hast
vom Bauch auf den Rücken
weißt du nicht mehr

In deiner Wäsche
gläserne Reste
Spuren von Schnecken
wo du geronnen bist
wo du gekommen bist
weißt du nicht mehr

Auf deinen Lippen
leuchtende Striche
versiegelte Sicke
wo du geküßt hast
geflüstert und trunken
weißt du nicht mehr

Auf deinen Augen
die Schatten von Tauben
was du getan hast
was du geplant hast
das weißt du nicht mehr

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