Reim

Dienstag, 17. Februar 2015

Lee Flint

Mehrmals geflickt worden. Im Schritt nur von Flicken zusammengehalten.
Dünn. Sehr dünn. Im Kniebereich durchscheinend.
Insgesamt ganz wenig Stoff. Aber die Knöpfe sind wie Knospen völlig intakt.
Ein Unikum. Voller Stolz.
Für eine Hose steinalt.
Schöne Waschung.
Hunderte Waschgänge. Durchgedreht mit den Sachen der Liebsten.
Die Liebe verschwand, die Hose blieb.
Jetzt hat auch sie die Kontrolle verloren und ist von oben bis unten zerrissen.

Montag, 16. Februar 2015

...

Man nehme zwei Knoblauchzehen, schneide sie klein und brate sie vorsichtig an.
Man gebe drei hauchdünn geschnittene Chili-Schoten dazu ohne Kerne.
Man gebe eine Handvoll Oregano dazu und zwei Teelöffel Salz.
Man übergieße den Matsch mit einem Liter passierter Tomaten und lasse das Ganze zwei Stunden lang köcheln.

Man koche die Nudeln exakt mit viel Salz.

Man nehme geriebenen Käse soviel man will.
Ganz schön scharf!
Man esse mit Tränen.

Samstag, 14. Februar 2015

...

Er meidet das Gedränge
er bewegt sich lieber in der Enge
in der Kerbe des Kanals
der in die Stadtmitte fließt.
Er geht am Betonstrand
er sitzt am Ufer ohne Sand
er taumelt in der betonierten Wanne die Mauer entlang
hinter welcher das Häusermeer liegt.

Samstag, 7. Februar 2015

...

Er wird munter und liest, was er geschrieben hat, zurück. Es sind nur Eintagsfliegen darunter.

Aus dem Fenster gegenüber gucken die Unzertrennlichen, wie er im Schlafrock vors Haus geht eine rauchen.
Im Kopf bewegt er vergeblich Zebras, Ameisenbären, Waldelefanten.
Er will sie füttern könnnen, daß sie wiederkommen.

Er geht in die Wohnung zurück
und setzt sich an ein Buch.
Die Saurier sind ausgestorben.
Auch die Barockgedichte.
Verstehe die Knochen.

Montag, 2. Februar 2015

...

Sie schlüpft in das Abendkleid
und läßt ihn machen,
er schließt den Verschluß.
Der Überdruß verfliegt.

Er steht hinter ihr
und küßt ihren Nacken.
Sie gefriert.
Ein Finger nur kringelt sich
wie aufgespießt auf einem Haken.

Samstag, 31. Januar 2015

...

Ich sehe die einfliegenden
Flugzeuge von unten
mit blauem Bauch.

Kleine pfeilen dahin...
Große, Kolosse
schweben, scheinen zu stehen
in der Luft über mir.

Freitag, 30. Januar 2015

...

Freitag im Mai - durch das faustbreit geöffnete Fenster das Schreien von spielenden Kindern, Gebrüll aus den Parklücken anfahrender Autos.
Jeder trägt seine Last irgendwo hin.
Ich liege hier grübelnd und nichts hat mehr Sinn.

Donnerstag, 29. Januar 2015

...

Seit du nicht mehr lebst, liegen die banalsten Sachen im verdorbensten Licht:
Zeitunglesen, Fahrradspeichen, Knoblauchzehen.
Als wären sie Zeichen für eine Verwandlung, die abgeschlossen ist.

Ich schließe die Hand um den Stamm des Gummibaums und schau aus dem Fenster.
Der Schnee fliegt jetzt anders vor der Fassade.
Schwitzend in meiner Hand deine kranke Pflanze.

Montag, 26. Januar 2015

...

Ihn faszinieren die Türen, die in die Vergangenheit führen.
Er reist in keine anderen Stadtteile, er geht nur in die Gebiete, wo die Besitzer der Ladenlokale vor langer Zeit geschlossen haben.
Die Türen dazu sind vernagelt und unter Plakatkrusten neueren Datums verwunschen. Den Auslagen sind die Augen geschlossen, ins Schloß gerostet die Rollbalken, sie hängen durch wie die Bäuche von Alten.
Dahinter, wenn man einen Blick erhascht, ist es recht finster. Kein Hinweis auf die entfernte Bestimmung liegt auf den Tischen unter Decken von Staub letztes Vergessenes: eine Trinkflasche, ein Stadtplan ohne U-Bahnen, ein Schraubenzieher.
Nur draußen steht unter dem Sims wie immer in Brokatschrift, in Schreibschrift oder erhaben: Südfrüchte, Farben & Lacke, Korsagen.

Dienstag, 20. Januar 2015

...

Die ganzen Taggedanken kann ich nicht brauchen, ich will keinen Kontakt.
Ich gehe nachts unter Leute, aber nicht um zu reden.
Ich stehe am Tresen und höre die Stimmen wie Zwitschern im Dickicht der Musik.
Ich hebe den Blick nur selten vom Glas, wenn mir wer nahe kommt, ist alles verpatzt.
Ich bin in die zwitschernden Stimmen vertieft.

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